21.10.2007:

Wir sind gegen 6.30 in Delhi angekommen. Der Flughafen war bereits der erste Kulturschock. Er sah aus, als wenn wir den Bombenanschlag verpasst hätten, an den Decken fehlten die Deckenplatten und alle möglichen Elektroleitungen hingen herunter. Es war wie ein Wunder, dass die Elektrik funktionierte. Am Ausgang erwartete uns bereits der Fahrer, er hielt ein doch sehr auffälliges Schild hoch und zur Begrüßung erhielt Jenny einen Strauß gelber Rosen. Im neuen, sehr gepflegten Wagen mit Klimaanlage erhielten wir je eine Flasche mit gekühlten blubberfreiem Wasser und jeweils einen Waschlappen. Durch die morgendliche Stimmung wurden wir zu unserer Bed & Breakfast-Unterkunft gefahren. Im Smog sahen wir die aufgehende Sonne und beobachteten erstaunt den wilden Straßenverkehr, eine chaotische Mischung aus heiligen Kühen, Rikscha- Fahrern, Radfahrern, Tuk-Tuks, Bus- und Autofahrern. Im Quartier angekommen, öffnete uns eine ältere Frau, die Hausherrin, die Tür und begrüßte uns freundlich. Der Fahrer fragte uns, wann wir gern Delhi besichtigen möchten, da wir müde und geschafft waren, sagten wir ihm, dass wir erst einmal ausruhen wollen und so gegen 11.00 Uhr gern die Stadt sehen wollen. Vollkommen geschafft fielen wir in unserem gemütlichen Zimmer (ein wenig im Kolonialstil gehalten) ins Bett. Auf dem Weg zur Toilette war ich ganz erschrocken, als ich hinter mir jemanden bemerkte. Es war eine der 2 Hausangestellten, wie Andreas meinte, winzig kleine.Straßenszene in Dehli
 
Um 10.00 Uhr standen wir auf und im zentralen Esszimmer erhielten wir ein typisch britisches Frühstück, Rührei mit Käse, gegrillte Tomaten und Kartoffelfladen, dazu Toast, Andreas nahm Kaffee und ich Tee. Während wir frühstückten, kam eine Angestellte unseres indischen Reiseunternehmens, und zwar Priti. Sie wartete, bis wir das Frühstück beendeten. Dann überreichte Sie uns die weiteren Reiseunterlagen wie die Hotelvoucher, Flugscheine usw., sogar ein paar schöne Postkarten Sie sagte uns, wir haben einen Reiseführer in Delhi und in Agra und in allen Städten stehe uns ein privater Fahrer zur Verfügung. Tatsächlich hatten wir aber in jeder unserer Stationen in Indien eine deutsch sprechen Reiseführer. Sie bat uns, sie bei Problemen anzurufen. So, dann ging es los mit unserem Fahrer, vorerst ohne Reiseführer, auf in die sonntags doch friedliche Stadt. An diesem Sonntag wurde ein Fest gefeiert, das: Dussehra (= Dura Purja oder Ram Lila, Durgas Sieg über den büffelköpfigen Dämon Mahishasura, dabei wird der Dämon oft symbolisch verbrannt) Jeder war auf den Beinen und auf dem Weg, am Festival teilzunehmen. Da wir vorerst ohne Führer waren, fuhr uns der Fahrer erst einmal an ihn bekannte schöne Orte, wie das RASHTRAPATI BHAVAN (offizielles Wohnhaus des Präsidenten) und das India Gate. Wir stiegen dort je aus, gingen spazieren und machten Fotos. 

Dann fand die Agentur wohl doch einen Führer, und zwar einen englischsprachigen. Sie fragten uns, ob dies i.O. sei. Wir waren einverstanden. Wir trafen unseren Führer an der JAMA MASJID, er zeigte uns die Moschee, welche die größte in Indien ist. Und anschließend organisierte er eine Rikscha für uns. Auf einmal kamen ganz viele Inder auf ihn und uns zu und stritten sehr laut, wer uns denn nun fahren könne. Sodann setzte sich meiner Meinung nach der lauteste Inder von ihnen durch und er ließ uns auf seiner Rikscha aufsteigen. Es tat einem leid, zu sehen, wieviel Kraft es ihn kostete, uns auf seinem Gefährt zu transportieren, aber für die Rikschafahrer ist es ein großes Geschäft, uns fahren zu können. Also gab er alles. Und ab ging es in das Gewühl von Old-Delhi und dem Market. Wir konnten nur staunen, was für Bilder sich uns darboten, überall hingen die Elektroleitungen herunter, durch enge Gassen bewegten sich Motorräder mit lautem Hupen, auch die heiligen Kühe waren unterwegs. Überall waren Verkaufsstände mit bunten Süßigkeiten , warmem Gemüse, Obst, Säfte, Räucherstäbchen usw. Überall lagen Hunde. Die Kinder rannten hinterher und bettelten um Süßigkeiten. Die Fahrt führte durch superschmale Gassen, der Fahrer war stets bemüht, Schlaglöcher im Interesse eines hohen Trinkgeldes auszuweichen. Nach der Fahrt gaben wir dem Fahrer vom Guide und unserem Fahrer insgesamt 500 Rds. Wir waren während der Fahrt vollkommen überrollt von unseren Emotionen, über Staunen, Traurigkeit und Freude, es ist eine so andere komplizierte Kultur, welche sie leben. Danach fuhren wir durch Delhi, wo der Reiseführer uns die Figuren im Rahmen des Festivals zeigte, dann zum Rajghat ein Gandhi Denkmal. Am Rajghat wurde die Leiche Gandhis verbrannt. Leider war es für die Öffentlichkeit gesperrt, weil der Primeminister erwartet wurde. Überall waren wegen des Drussehra Festivals Menschen unterwegs, oder fuhren auf LKW's mit den Figuren, die Abends verbrannt werden sollten durch die Straßen, gefolgt von den entsprechenden Anhängern.

Zum Schluss gingen wir mit unseren Guide in einen Hindu Tempel, dem LAKSHMI NARAYAN (BIRLA MANDIR), erbaut 1938 vom Großindustriellen B.D. Birla. Lakshimi ist die Göttin des Glück und wird unter anderem für Reichtum und Wohlergehen angerufen. Dorte waren einige der 330 Millionen Götter der Hindus dargestellt, alles wirkte auf uns Europäer sehr verspielt, die sehr bunten Götter oder auch die Verzierungen an dem Tempel oder die Musik und das Gockenläuten im Tempel. Abends setzte uns unser Fahrer wieder beim Quartier ab. Da Sonntag war und das Fest in vollem Gange war, hatte unsere "Gastmutti" Besuch von Ihrer Tochter mit ihrer Familie. Sie luden uns zu einem selbergekochten, chinesischen Abendessen ein. Aber so geschafft, wie wir vom ersten Indientag waren, lehnten wir dankend ab, an diesem Abend machte das Bett das Rennen.

22.10.20007:

Am nächsten Morgen erzählte uns die "Gastmutti", sie hätten noch bis 3 Uhr gefeiert. Es gab wieder leckeren Chai-Tee für mich und für Andreas löslichen Kaffee und wieder ein typisch britisches Frühstück. Um 10.00 Uhr starteten wir, diesmal wartete ein deutsch sprechender Reiseführer aus Rajasthan auf uns. Er sprach ein sehr gebrochenes deutsch und auch seFrauen in der Qutab Minarhr undeutlich. Er erzählte, er habe keine Familie zu versorgen. Er mache die Arbeit, um vom dem Geld ein Hotel in Rajasthan zu kaufen und er habe dieses Geld bald zusammen. Ich fand, so motiviert war er auch. Er fuhr mit uns zu den Ruinen der Qutab Minar. Dort wurde ich unfreiwillig zur Hauptattraktion. Andreas war voll mit Bilder machen beschäftigt, ich betrachtete die von überall aus Indien zusammengetragenen Säulen. Da kam ein indisches Mädchen auf mich zu. Ich verstand sie so, dass ich von ihr und ihrer Freundin ein Foto machen solle, aber so verhielt es sich nicht, sie fanden, ich als Touristin, sei ein Foto wert. Und bald sammelten sich weitere kleine Mädchen und Jungen, die mich fotografierten.

Anschließend fuhren wir vorbei am Montags geschlossenen BAHA'I-Lotus TEMPEL (in Form einer sich öffnenden Lotusblüte, 1986 vollendet) zum Raj Ghat einer Ghandi-Gedenkstätte, hier wurde Ghandi und andere bedeutende indische Politiker und Politkerinnen nach ihrer Ermordung eingeäschert. Dort wurde ich wieder zu einem für Inder interessanten Fotomotiv. Andreas fotografierte, wie ich fotografiert wurde. Da gerade Mittag war, schlenderten wir ein wenig durch den Park, und beobachteten die Leute und die Tiere, da die Parkbänke alle von den Gärtner für ein Mittagsschläfchen belegt waren, suchten wir einen schönen Stein im Schatten und hielten dort eine kleine Mittagsruhe.

Frisch erholt fuhren wir zum Connaught Place und besuchten in dessen Nähe das Jantar Mantar (eine der Sternwarten des Maharadscha Jai Singh II., 1725 erbaut). Dort gibt es unter anderem eine große Sonnenuhr und viele kleinere Instrumente, um Sonnenfinsternisse und ähnliches vorherzusagen. Unser Guide sagte, die Brahmanen können damit sogar Horoskope erstellen. Die Brahmanen sind meist Priester und gehören der höchsten Kaste an. Laut unserem Guide sollen sie bei schwangeren Frauen anhand der Fußstellung der schwangeren Frau vorhersagen, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird.

Danach zogen wir allein am Connaught Place weiter, auf der Suche nach Batterien für Andreas sein GPS Empfänger und etwas zu essen. Ein Inder/Dehli'er, der uns sah, wie wir versuchten uns mit dem Reiseführer am Connaught Place zu orientieren, war sehr freundlich und versuchte uns zu helfen. Nachdem wir versucht haben, ihm zu erklären, was wir brauchen, brachte er uns ein paar Straßen weiter, vorbei an dunklen Ecken. Dabei erinnerte ich mich daran, was ich über Touristennschlepper gelesen habe und sagte Andreas, was ich dachte, er sagte, ich hätte ihn ja dabei. Aber schlussendlich kamen wir bei einem Cooperative Store raus. Dort werden indische Souvenirs zu für Europäher "vernünftigen" Preisen verkauft z.B: Seidenschals, Holz-Schnitzereien, Halbedelsteine und Metallarbeiten. Aber das brauchten wir alles nicht. Also ging unsere Suche weiter, ein Sikh (erkennbar am Turban), wollte uns helfen, erkundigte sich ebenfalls was wir suchten, wir sagten ihm, dass wir einen Discounter suchen, um Batterien zu kaufen. Er zeigte uns den Weg und der ging, wohin wohl, zu einem Cooperative Store, diese haben aber nun mal die Eigenart, keine Batterien zu verkaufen. Wir gingen zum Ausgangspunkt am Connaught Place zurück und gingen schlussendlich in einen Fotoladen und kauften Batterien, die kleinen, 2 Stück zu 90 Rds. In einer unterirdischen Shopping MallNachdem wir in einer unterirdichen indischen Shopping Mall waren, fanden wir ein amerikanisches Restaurant. Da gerade Happy-Hour war, erhielten wir 2 Getränke zum Preis von einem. Andreas nahm ein/zwei Kingfisher Bier und ich ein/zwei Mango Lassi. Zu essen gab es: Zwiebelringe, Lammburger (mit lecker Lammfleich) und Fajitas (erstes und letzeres war sehr scharf). Damit kamen wir auf 1.750 Rds (unser teuerstes Essen in Indien). So gegen 20 Uhr waren wir wieder in unser Pension. Zwei neue Gäste sind auch eingetroffen, ein Pärchen, beide derzeit in München lebend, aber aus Großbritannien stammend. Sie aßen gerade ein Essen, dass Sie sich in die Pension haben liefern lassen hatten. Denn die Pension ist außerhalb von Delhi, so ca. 5 km, das war uns bisher aber nicht so sehr aufgefallen, weil wir einen eigen Fahrer zur freien Verfügung haben. Sie kamen gerade aus der Gegend um Darjeeling von einer 3-wöchigen Trekking- Tour bis zu einer Höhe von 4.000 m. Man beachte, die Frau war 59 Jahre. Da Sie heute Geburtstag hatte, gab es für jeden ein Stück Schokoladentorte, gesponsert von der "Pensionsmutti". So gegen 22.00 Uhr gingen wir dann ins Bett. Geschafft und angefüllt mit vielen neuen Erlebnissen.